Das sehr heterogene und kulturell vielfältige Sozialraumgebiet Mülheim-Nord/ Keupstraße ist stark vom Strukturwandel betroffen und zeichnet sich durch eine Mischung von Wohnen und Gewerbe aus.
Siedlungsentwicklung
Die Siedlungsentwicklung begann 1870 mit den Arbeitervierteln um das Carlswerk und den Böckingpark. Die Verkehrsanbindung über den öffentlichen Personennahverkehr und die Straßenanbindung sind sehr gut.
Einwohner
Das Sozialraumgebiet Mülheim-Nord/ Keupstraße hat 11.344 Einwohner*innen.
Davon leben etwa 3200 Bürger*innen im Quartier um die Keupstraße und ca. 7800. Einwohner*innen im Quartier Mülheim-Nord.
Alter
Dabei ist der Anteil der 28-65- jährigen mit 51,2% am höchsten, gefolgt von Kindern- und Jugendlichen bis 18 Jahren (20%) (vgl. Stadt Köln 2017). Der Jugendquotient liegt mit 28,5 Prozent rund 5 Prozent über dem städtischen Durchschnitt (23,6 Prozent). Die kleinräumliche Betrachtung zeigt, dass insbesondere die Hacketäuer Siedlung (47%) und die Schönrather Straße (Gewerbe) /41%) einen überdurchschnittlichen Einwohneranteil der unter 18 Jährigen hat.
Der Altenquotient (Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner ab 65 Jahren) liegt mit rund 17 Prozent deutlich unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 26,8 Prozent. In der Gesamtschau besteht der Sozialraum Mülheim-Nord und Keupstraße aus jungen und migrantisch geprägten Quartieren.
Haushalte
Im Sozialraumgebiet Mülheim-Nord/ Keupstraße gab es 2017 5.555 Haushalte. Darunter waren 51,3% Einzelpersonenhaushalte. Der Anteil der Alleinerziehenden liegt im Sozialraumgebiet Mülheim-Nord/ Keupstraße besonders hoch. Gemessen an allen Familienhaushalten ist der Anteil der Alleinerziehenden bei 30,8% (Stadt Köln 22,9%).
Die Haushaltsstruktur zeigt einen höheren Anteil an Familienhaushalten (Sozialraum Mülheim-Nord und Keupstraße 20,9 Prozent; Stadt Köln 18,4 Prozent). Der Anteil der Seniorenhaushalte im Sozialraum liegt mit rund 16 Prozent unterhalb des städtischen Durschnitts von gut 23 Prozent.
Vielfalt
In Mülheim Nord und der Keupstraße findet man eine multikulturelle Nachbarschaft. In beiden Quartieren haben etwa 68% der Bewohner*innen einen Migrationshintergrund, in der Stadt Köln lag dieser Anteil 2018 bei ca. 38%. Dabei ist der Anteil der Einwohner unter 18 Jahre mit Migrationshintergrund gemäßen an allen Einwohnern unter 18 Jahre besonders hoch und liegt bei ca. 85% (Stadt Köln ca. 53%).
Stadtteilzentrum Berliner Straße
Das Stadtteil- und Kulturzentrum Mülheim-Nord befindet sich an der Berliner Straße. Hier befinden sich die beiden Bürgerzentren Kulturbunker e.V. und MüTZe e.V. in direkter Nachbarschaft.
Dieses Zentrum liegt nahe des neu zu bebauenden Güterbahnhofs und wurde im Rahmen des Strukturförderprogramms „MÜLHEIM 2020” umgestaltet. Hierdurch wurde der Verkehrsfluss, insbesondere durch die neue Verkehrsführung und den Kreisverkehr beruhigt und die lokale Ökonomie wurde gestärkt.
Am Marktplatz vor dem Kulturbunker findet dienstags und freitags der Wochenmarkt statt.
Daneben findet man 14 Supermärkte/ Einzelhändler, 4 Bäckereien/Konditoreien, 1 Juwelier, 5 Imbisse, 1 Blumenladen, 1 Apotheke, 8 Frisöre/ Schönheitspflege, 8 soziale Einrichtungen und 3 Reisebüros im Zentrum von Mülheim-Nord (vgl. Mülheimia Quarterly 2019).
Stadtteilzentrum Keupstraße
Das Stadtteilzentrum Keupstraße zwischen Schanzenstraße und Holweider Straße zeichnet sich durch unterschiedliche Restaurants, die insbesondere türkische Speisen und Gebäck anbieten, aus.
Das Quartier um die Keupstraße grenzt unmittelbar an das Medien- und Schauspielquartier Carlswerk, die Veranstaltungsorte E-Werk und Palladium sowie an den neu zu bebauenden Güterbahnhof.
Auf der Keupstraße finden die Gäste alles für orientalische Hochzeiten und Familienfeiern. Neben den 13 Restaurants, kann man in 12 Juweliergeschäften kostbaren Goldschmuck erwerben, in 5 verschiedenen Konditoreien findet man von Feingebäck bis aufwendig dekorierte Hochzeitstorten alles, was das Herz begehrt. Daneben gibt es 6 Frisöre bzw. Schönheitssalons und 2 Reisebüros und weitere Dekorationsläden (vgl. Mülheimia Quarterly 2019).
Wohnen
Die Eigentümerstruktur in beiden Sozialräumen ist unter anderem durch einen hohen Anteil an Einzeleigentümern geprägt. Der Wohnungsbestand des städtischen Tochterunternehmens GAG Immobilien AG ist mit rund 800 Wohneinheiten vergleichsweise gering. Etwa 54% der Bürger*innen wohnen länger als 5 Jahre im Quartier Mülheim Nord und Keupstraße.
Sozialstruktur
In der Analyse der Sozialdaten lässt sich feststellen, dass der hohe Anteil an Bewohner*innen mit Migrationshintergrund (auch in den Grund- und weiterführenden Schulen) und die vergleichsweise junge Bevölkerungsstruktur kennzeichnend für Mülheim sind.
Die hohe Zahl an Transferleistungen drücken die soziale Benachteiligung in diesem Sozialraum aus: Knapp 35% der Bewohner*innen und knapp 50% der Kinder unter 15 Jahren beziehen Leistungen nach SGB II. Zudem sind 21% der Bürger*innen von Arbeitslosigkeit betroffen.
Auffällig ist auch die hohe Zahl der beitragsbefreiten OGS-Kinder (85,9%): Das bedeutet, dass bei 85,9% der Bewohner*innen das Familien-Jahreseinkommen unter 12.271 € liegt.
Die soziale Benachteiligung zeigt sich auch bei kleinteiliger Betrachtung, da die Gruppe der Kinder unter 15 Jahren einen hohen Anteil im SGB II-Bezug ausmacht. So beziehen rund 1086 Kindere unter 15 Jahren SBG-II Leistungen. Das sind 57 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe im Sozialraum. In der Stadt Köln sind es durchschnittlich nur etwa 22 Prozent.
Auch die Quote der Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger bestätigt den großen Handlungsbedarf. Während der Anteil von Personen mit Bezug von SGB II sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern und Jugendlichen leicht rückläufig ist, nimmt der Anteil der Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren mit Bezug von Grundsicherung zu und liegt deutlich über dem stadtweiten Durchschnitt (Stadt Köln 7,7 Prozent, Sozialraum Mülheim-Nord und Keupstraße 20,6 Prozent).
Diese Problemlagen finden sich insbesondere in den Quartieren Mülheim-Keupstraße (15,9 Prozent), Mülheim Berliner Straße (15,7 Prozent) und besonders in der Hacketäuer Siedlung (27,2 Prozent). Die Wahlbeteiligung an der Kommunalwahl 2014 und auch an der Wahl der Oberbürgermeisterin 2015 zeigt ein geringeres Interesse an einer gesellschaftspolitischen Teilhabe. So haben im Stadtteil Mülheim 39,6 Prozent der Wahlberechtigten an der Kommunalwahl 2014 teilgenommen. Die Wahlbeteiligung auf gesamtstädtischer Ebene lag mit 49,7 Prozent deutlich höher. Bei der Betrachtung der Wahl der Oberbürgermeisterin 2015 fällt das Ergebnis noch deutlicher aus. Lag die Wahlbeteiligung der Gesamtstadt bei 40,3 Prozent, so gingen im Stadtteil Mülheim nur 30,4 Prozent der Wahlberechtigten an die Wahlurnen.
Weitere Informationen finden Sie unter : https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=603088&type=do&