Wissenswertes über das Sozialraumgebiet

Das Sozialraumgebiet wurde im Jahr 2020 auf Beschluss der Stadt Köln ausgeweitet und erstreckt sich seitdem vom Wiener Platz im Süden, bis zum Rhein im Westen und bis nach Stammheim im Norden. Durch die Erweiterung erhöht sich die Anzahl der Einwohner*innen im Sozialraumgebiet von 15.354 auf 26.979.

Die Datenbank soziale Infrastruktur der Stadt Köln sammelt alle Angebote aus den Bereichen Soziales, Gesundheit, Wohnen und Kultur. Die Einrichtungen des Sozialraums können HIER gefunden werden.

Von der Rheinprovinz zur Stadt Köln - Siedlungsentwicklung in Mülheim

Mülheim in der Rheinprovinz

Elektrische Straßenbahn der Linie Mülheim-Ehrenfeld an der Buchheimer Straße um 1910 ©Die Handelskammer für den Kreis Mülheim am Rhein (1871–1914) Heinz Hermanns.

Seit 1815 ist Mülheim Sitz des neu gebildeten Kreises Mülheim in der Rheinprovinz und wird inoffiziell als Industriestadt bezeichnet. Während der Industrialisierung begann die Siedlungsentwicklung um 1850 mit den Arbeitervierteln um das Carlswerk und den Böckingpark. 1851 eröffnete die Bleiweißfabrik „Lindgens & Söhne“ ihr Werk im Mülheimer Süden. 1872 wurden die Schamottefabrik „Martin & Pagenstecher“ sowie das Walzwerk „Böcking & Cie“ eingeweiht. 1874 begann die Drahtseilerei „Felten und Guilleaume“ ihre Produktion. Durch die Eisenbahnverbindung zwischen Deutz und dem Ruhrgebiet und später zwischen Minden und Berlin wuchsen Wirtschaft und Bevölkerung stark. 1845 lag die Einwohnerzahl bei 5000, 1900 bei 45.000 Menschen.

1901 erhielt Mülheim am Rhein die offizielle Anerkennung als „Stadt“ mit eigenem Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Steinkopf. In seiner Amtszeit wurde 1908 eine Eingemeindungskommission gewählt, die einen 15 Punkte Katalog an Köln erstellte: Man forderte den Neubau eines Gymnasiums, eines Amtsgerichts, einer neuen Rheinbrücke, einer Markthalle, einer Straßenbahnverbindung nach Bergisch Gladbach und Kalk sowie eine Müllverbrennungsanlage (Quelle: KSTA 2014). Der Kölner Oberbürgermeister Max Wallraf lehnte den Forderungskatalog als zu teuer ab und Berhard Clostermann wurde neuer Bürgermeister von Mülheim.

Bereits 1909 verlangte der Kölner Regierungspräsident neue Verhandlungen zur Eingemeindung. Inzwischen hatte sich die Finanzlage Mülheims stark verbessert, so dass Mülheim selbst die geforderten Baumaßnahmen umsetzen konnte. Aus Kölner Sicht war eine Eingemeindung Mülheims aus finanziellen Gründen verlockender denn je. Doch auch die zweite Verhandlungsrunde scheiterte an monitären Streitigkeiten.

Im Jahr 1910 folgt die Eingemeindung von Kalk und der Gemeinde Vingst. Bei einer Eigenständigkeit wäre die Rheinprovinz Mülheim zur Stadt in der Stadt geworden.

Doch die Verhandlungen dauerten und erst 1913 einigte sich Köln und Mülheim, durch die Vermittlung des Regierungspräsidenten. Bürgermeister Clostermann beschwor die Städteverordnetenversammlung: „Nur diese Vereinigung kann die Rivalität auf den verschiedenen wirtschaftlichen und kaufmännischen Gebieten – denken Sie nur an die Häfen – beseitigen und diese Gebiete wirklich nutzbringend für die Allgemeinheit gestalten und herausbilden“. Seiner Rede folgte die Zustimmung der drei Mülheimer Parteien, Gegenstimmen gab es keine.

Im neu aufgelegten 5 Punkte Plan stellte Mülheim nun folgende Forderungen:

  • Ersatz für die Schiffsbrücke,
  • der Erhalt der Mülheimer Gottestracht,
  • Steuergleichheit,
  • Bestand von Verwaltungsstellen und
  • Bestand der Sparkasse

 

Mülheim wird nach Köln eingemeindet

Im Juni 1914 beschlossen die Stadtverordneten beider Städte den Eingemeindungsvertrag rückwirkend auf den 01.04.1914.
Die Kölnische Zeitung schrieb 2014: „Die Nachbargemeinden Mülheim und Merheim haben ihre Selbstständigkeit verloren und sind dem mächtigen Körper des alten und doch ewig jungen, ja jeden Tag von neuem sich verjüngenden Kölns angegliedert worden.“

Das Mülheimer „Komitee zur Abwehr der Eingemeindung“ kämpfte bis zum Vertragsabschluss vergeblich, den Vereinigungsvertrag zu verhindern. Vor allem der Mittelstand war gegen den Beitritt. Er fürchtete, dass Mülheim seine Zentrumsfunktion verliert (vgl. KSTA 2014).

Text: Nadja Oertel
Verwendete Textquellen:
Kölner Stadtanzeiger, (2014): https://www.ksta.de/koeln/muelheim/-koeln-muelheim-100-jahre-nach-der-eingemeindung-2621390 (abgerufen am 26.2019).
Wikipedia Köln- Mülheim (2019): https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BClheim_(K%C3%B6ln) (abgerufen am 26.2019).Stadt Köln (2015): https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf15/starke-veedel/integriertes_handlungskonzept_nach_schlusszeichnung_ob.pdf (abgerufen am 26.2019).

 

Wiener Platz

Das Tor zu Mülheim

Der Wiener Platz gehört seit dem Jahr 2020 zum Sozialraum und bildet den südlichsten Punkt des Sozialraumgebiets. Er befindet sich an der Mülheimer Brücke und wird vom Clevischen Ring und der Frankfurter Straße eingefasst. Vier Straßenbahnlinien und zahlreiche Buslinien fahren den Platz an. Entstanden ist er 1929 mit dem Bau der Mülheimer Brücke und ist seitdem zentraler Platz, Verkehrsknotenpunkt und das Tor zu Mülheim. [1]

Im Laufe der Jahre hat er häufig sein Gesicht verändert. Die heutige Gestaltung des Platzes folgt einem Entwurf des Architekten Stefan Schmitz, der in den 1990er Jahren einen städtebaulichen Wettbewerb gewann. Vollständig umgesetzt wurde dieser allerdings nicht. Ein Torhaus aus Glas, das am Eingang des Platzes Richtung Brücke auf Sockel stehen sollte, wurden nicht gebaut. In Blickachse zur Mülheimer Brücke steht die markante rote 2020. Aufgestellt im Jahr 2014 im Zuge des Strukturförderprogramms MÜLHEIM 2020, sorgt sie heute oftmals für Irritation und Fragen. Davor fließt über große Betonstufen ein Wasserlauf hinab in Richtung Platz. In der Mitte des Platzes befindet sich in einem Pavillon seit vielen Jahren die Gastronomie ‚Zoch‘. Der leicht abfallende Platz ist von Betonstufen und ein paar Bäumen und Bänken eingefasst und zum Großteil mit Kopfsteinpflaster gepflastert. Unterhalb der Straßenbahnlinien 3 und 4 gelangt man durch eine Unterführung in Richtung Buchheimer Straße.

3x wöchentlich findet ein Wochenmarkt statt und im Verlauf des Jahres gibt es viele Veranstaltungen, die auf dem Platz stattfinden. In den Gebäuden rund herum finden sich eine Vielzahl an Einkaufs-, Versorgungsmöglichkeiten und Imbisse. Das Bezirksrathaus, die VHS Mülheim, das Jobcenter und viele soziale Einrichtungen, die auf dem Wiener Platz wirken, wie Lobby für Mädchen e.V. und Streetwork der Stadt Köln haben hier ihren Sitz

[1] Geschichtswerkstatt Mülheim (Hrsg.), Mülheimer Straßengeschichte(n), 2023

Herausforderungen

Der Wiener Platz ist seit vielen Jahren ein Politikum und immer wieder als sogenannter „Hotspot“ in den Medien besprochen. Am Beispiel des Platzes werden die Herausforderungen heutiger Stadtentwicklung deutlich. An öffentlichen Plätzen kommen Anforderungen und Bedarfe unterschiedlichster Nutzer*innengruppen zusammen und können, wie am Wiener Platz, zu Konflikten führen. Gesellschaftliche Schieflagen spiegeln sich hier wider. Die Straßenkulturszene, Familien, Kinder, Jugendliche und Pendler*innen, u.v.m. nutzen den Platz tagtäglich.

Drogenkonsum, Sauberkeit, Kriminalität, Sicherheit, Aufenthaltsqualität und Instandhaltung sind seit vielen Jahren Themen. Die Polizei zeigt starke Präsenz auf dem Platz und handelt ihn im Jahr 2023 als „Kriminalitätsschwerpunkt“ mit durchschnittlich 76 angezeigten Straftaten pro Monat[1]

Seit 2023 ist der Wiener Platz ein „Platz mit besonderem Handlungsbedarf“ und reiht sich damit neben Neumarkt, Ebertplatz und Zülpicher Platz ein. Unter der Federführung des städtischen Zentrums für Kriminalprävention und Sicherheit ist die AG Wiener Platz ins Leben gerufen worden, mit dem Ziel die Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu verbessern. In drei Untergruppen (AG Platzgestaltung und Sauberkeit, AG Angstraum und Sicherheit, AG Vernetzung sozialer Angebote) wird eine lokale Agenda für den Platz erarbeitet.

Seit 2023 ist zudem die Errichtung eines Drogenkonsumraums im Umfeld des Wiener Platzes geplant. Die Umsetzung verzögert sich allerdings.

Seit Juni 2024 ist auf dem Platz eine Waffenverbotszone ausgerufen. Die Polizei darf seitdem Personen anlasslos kontrollieren. Einige begrüßen diese Entwicklung und sehen darin einen Schritt in Richtung von mehr Sicherheit auf dem Platz. Andere Stimmen sehen darin keine Lösung der Probleme, sondern vielmehr die Begünstigung von racial profiling. [2]

Das Architekturbüro hält weiterhin das Urheberrecht der Platzgestaltung inne, was bedeutet, dass alle weiteren Planungen und gestalterischen Veränderungen mit dem Architekten des Platzes abgesprochen werden müssen. [3]

 

[1] https://www.ksta.de/koeln/muelheim/muelheim-veedel/koeln-anwohner-zwiegespalten-wegen-waffenverbotszone-am-wiener-platz-834056
[2] https://www.ksta.de/koeln/muelheim/muelheim-veedel/koeln-anwohner-zwiegespalten-wegen-waffenverbotszone-am-wiener-platz-834056
[3] https://www.muelheimia.koeln/epaper/m%C3%BClheimia-quarterly-2-2019/

Veränderungspotenziale

Politik und Verwaltung befassen sich seit Jahren mit dem Platz und versuchen die Herausforderungen zu bewältigen und die Aufenthaltsqualität für alle Nutzer*innengruppen zu verbessern. Viele soziale Akteure und Einrichtungen sind aktiv und bieten auf und um den Platz herum Angebote, wie zum Beispiel Et Kappelche e.V., Arche e.V. und HiK – Heimatlos in Köln.

Und das ist das besondere Potenzial des Wiener Platzes: Die Vielzahl von Initiativen, Einrichtungen und aufsuchenden Angeboten, die sich auf und rund um den Platz versammeln und das Engagement, das sie für den Platz aufbringen. Unterschiedliche Akteure haben in der Vergangenheit Workshops und runde Tische initiiert. Dabei wurden viele Visionen für den Wiener Platz entwickelt, [1]die sich intensiv mit der Gestaltung, Nutzung und Vernetzung vor Ort auseinandergesetzt haben.

250.000 Euro stehen zur Gestaltung des Wiener Platzes zur Verfügung, konnten allerdings bisher von Seiten der Verwaltung nicht verausgabt werden.

Um die Herausforderungen erfolgreich zu bearbeiten ist die Zusammenarbeit von Politik, den unterschiedlichen zuständigen Behörden, Verwaltung und Akteuren notwendig. Es braucht die verschiedenen Perspektiven, Expertisen und Zuständigkeiten - die Arbeit im Netzwerk-, um tragfähige Lösungen zu finden und gemeinsam anzuschieben.

 

[1]Zum Beispiel:  https://www.muelheimia.koeln/epaper/m%C3%BClheimia-quarterly-2-2020/

Keupstraße

Ein Blick in die Straße

© Sandra Jasper

Die Keupstraße wird zumeist von viergeschossigen Wohnhäusern – teilweise mit Ladenlokalen – aus der Gründerzeit, dem frühen 20. Jahrhundert und Zweckarchitektur der Nachkriegszeit gesäumt. Ein Teilstück der überwiegend türkisch geprägten Straße liegt direkt an der Werksmauer des angrenzenden Industriegeländes. Die Erdgeschosse der Häuser werden von mehrheitlich türkisch- und kurdisch-stämmigen Kaufleuten als Ladenlokale genutzt. Hier wechseln sich die Geschäfte der unterschiedlichsten Branchen ab. Einige Gebäude verfügen über eine Durchfahrt zu Hinterhöfen. Dort befinden sich Hinterhäuser mit Wohnungen, weitere Gewerbebetriebe sowie zwei Moscheevereine. Die Fassaden sind teilweise im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben, einige wurden modern gestaltet, andere wiederum mit orientalischen Ornamenten verziert.[1] Insgesamt stehen 27 Gebäude auf der Keupstraße unter Denkmalschutz. [2]

„Gerade viele türkische und kurdische Familien leben inzwischen in der dritten und vierten Generation auf dieser Straße, so dass hier die lokale Ökonomie eine neue Dynamik entwickelt hat. Zahlreiche türkische und kurdische Geschäfte wie Restaurants, Kaffeehäuser, Friseurläden, Reisebüros, Juwelierläden und Lebensmittelgeschäfte geben diese Vielfalt wieder und sind ein Stück Einwanderungsgeschichte mitten auf der Keupstraße. Weil man alles finden kann, was typisch für die Straßen der Türkei ist und die Keupstraße dadurch ein türkisches Flair besitzt, wird sie in der Öffentlichkeit gerne auch als „Klein Istanbul“ wahrgenommen.

Die gesellschaftspolitischen Diskussionen und Kontroversen rund um das Thema Migration und Flucht haben lange Jahre die Dynamik solcher multikulturellen Straßen – somit auch der Keupstraße ausgeblendet. Tatsache ist, dass die Keupstraße heute zu einem interkulturellen Wirtschaftsstandort aufgestiegen ist, in dem ca. 300 Menschen beschäftigt sind. Ebenso ist sie auch ein wichtiger Standort für den inneren Tourismus, der bisher in dieser Qualität wenig Beachtung gefunden hat. Viele Menschen kommen beispielsweise mit ihren Besucher*innen oder Familien aus dem ganzen Bundesgebiet auf die Keupstraße, um hier einzukaufen oder auch die Vielfalt der türkisch-kurdischen Küche zu genießen.“[3]

 

Auf weniger als einem Kilometer leben und arbeiten Menschen nebeneinander, die ganz unterschiedlichen Ethnien, Glaubensrichtungen und politischen Systemen angehören. „In den zehn Minuten, die es braucht, um einmal durch die Straße zu laufen, trifft man sie alle.“ [4]
Das Kommen, Gehen und Bleiben stellt für die Keupstraße keine Neuheit dar.Auch viele Menschen aus Osteuropa, die im Rahmen der EU-Erweiterungen ihr Recht auf Freizügigkeit am Arbeitsmarkt wahrnehmen, finden in der Keupstraße ihr erstes Zuhause.[5]

Die tagsüber und bis in die späten Abendstunden belebten Einkaufsstraße darf nur in eine Fahrtrichtung befahren werden. Die Parkbuchten reichen oft nicht für alle Anwohner*innen und Geschäftskund*innen aus, sodass häufig in zweiter Reihe geparkt wird und der Straßenverkehr zeitweise zum Erliegen kommt.

Eine sechsspurig ausgebaute Hauptverkehrsader durchschneidet die Keupstraße und grenzt den näher zum Rhein gelegenen Fortlauf vom geschäftigen Teil der Straße ab. Direkt daneben befindet sich die gleichnamige Haltestelle der Kölner Stadtbahn. Dieser kürzere Abschnitt dient vornehmlich als Wohngebiet. Hier wurde auch ein Kinderspielplatz angelegt. Die ersten Meter des Straßenzuges sind als Platzfläche gestaltet und verkehrsberuhigt. Hier wurde das Norbert-Burger-Seniorenheim errichtet. Einige Sitzbänke und der gegenüber erbaute Dreikönigenbrunnen sollen zum Verweilen einladen.[6]

 

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Keupstra%C3%9Fe

[2] DIE KEUPSTRASSE – Geschichte und Geschichten, Herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Mülheim in Zusammenarbeit mit der IG Keupstraße
https://www.geschichtswerkstatt-muelheim.de/themen/keupstra%C3%9Fen-interviews/

[3] Kemal Bozay, Migrantische Erinnerungen aus der Keupstraße, in: DIE KEUPSTRASSE – Geschichte und Geschichten, Herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Mülheim in Zusammenarbeit mit der IG Keupstraße
https://www.geschichtswerkstatt-muelheim.de/themen/keupstra%C3%9Fen-interviews/

[4] https://taz.de/Die-Koelner-Keupstrasse/!5322498/

[5] https://www.bpb.de/themen/stadt-land/stadt-und-gesellschaft/216878/arrival-cities-ankommen-in-deutschland/

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Keupstra%C3%9Fe

Im Wandel: Carlswerk, ehemaliger Güterbahnhof...

Im Jahr 1874 wurde die in der Kölner Altstadt gegründete Seilerei Felten & Guilleaume an die Schanzenstraße ins damals selbstständige Mülheim verlagert. In den folgenden Jahren entstand hier eines der größten Industriegebiete im Kölner Norden und in der Folge auch der Güterbahnhof Mülheim.

Mit dem Wachsen des von Franz Carl Guilleaume gegründeten Carlswerks zum bedeutendsten Kabelwerk des Kontinents kam auch der Wohlstand in die Keupstraße. Von 1911 bis Ende der 20er Jahre fuhr sogar eine Straßenbahn von der Mülheimer Freiheit bis zum Mülheimer Bahnhof durch die gesamte 890 m lange Keupstraße. Es entstanden die heute noch existierenden Mietskasernen in der Keupstraße 97 bis 117 für die Arbeiter der Fabriken. Zwischen der Schanzenstraße und der Bergisch-Gladbacher Straße wurden Wohn- und Geschäftshäuser gebaut, in denen Kleingewerbetreibende und Ladenbesitzer ihr Glück suchten. Die beiden Weltkriege, Inflation und Wirtschaftskrisen vereitelten vielen dieses Glück. Sie mussten ihre Gewerbe aufgeben und ihre Häuser verkaufen. Ende der 1970er Jahre wurde die Produktionstätigkeit des Werks vor Ort durch Betriebsverlagerungen weitgehend eingestellt. Die Straße verarmte und drohte zu verelenden. Es gab Pläne, mit der Stadtsanierung 1980 die zum Carlswerk gelegene Seite für den Autodurchgangsverkehr ganz abzureißen. Wie ein Wunder erscheint heute das Wiederaufblühen der Keupstraße durch den Zuzug der migrantischen Bevölkerung, der mit dem Wegzug der alteingesessenen Industriebeschäftigten begonnen hat. Doch das ist wieder nicht neu für die Keupstraße, da die Bewohner:innen hier immer Migrant:innen und Zugewanderte aus dem Umland waren.[1]

...Schauspiel und I/D Cologne

Das Schauspiel ist seit 2013 in den ehemaligen Industriehallen mit zwei Bühnen, Produktions- und Büroräumen verortet. Zunächst war die Interimsspielstätte „Depot“ als Lösung nur für zwei Jahre geplant. Über die Jahre ist das Schauspiel durch eine intensive Auseinandersetzung z.B. durch das Stück „DIE LÜCKE“, den CARLsGARTEN und das große Engagement bei Birlikte ein wichtiger Akteur für den Stadtteil geworden. „Der Umbau des Depots in eine Kulturstätte, einen Kulturstandort im und für den migrantisch geprägten Stadtteil Köln Mülheim, steht heute exemplarisch für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts eines ganzen Veedels, die Förderung des (sozial-) politischen Dialogs und eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung über Kultur- und Kreativwirtschaft. Das ist es, was es über 2024 hinaus, zu erhalten gilt.“ [4]

Auf der anderen Seite der Schanzenstraße, auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Köln-Mülheim, wo vor über 30 Jahren die letzte Lokomotive rangierte, entsteht derzeit auf insgesamt 7 Hektar Grundstück Kölns größte gewerbliche Quartiersentwicklung. Unter dem Namen I/D Cologne und dem Slogan „work.live.connect“ werden insgesamt 160.000 m² Büro-, Hotel-, Gastronomie- und Fitnessflächen gebaut, ergänzt um ein eignes Quartiersparkhaus mit E-Ladeinfrastruktur. Schätzungsweise 7.000 Menschen werden hier zukünftig arbeiten.[5]

 

[1] DIE KEUPSTRASSE – Geschichte und Geschichten, Herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Mülheim in Zusammenarbeit mit der IG Keupstraße
https://www.geschichtswerkstatt-muelheim.de/themen/keupstra%C3%9Fen-interviews/

[2] OSMAB, Dokumentation, Städtebauliches Werkstattverfahren als Mehrfachbeauftragung für die Erarbeitung städtebaulicher und freiraumplanerischer Konzepte
https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf61/gbf_muelheim_doku_final.pdf

[3] https://www.carlswerk.de/

[4] https://www.schauspiel.koeln/depot-carlsgarten/depot/

[5] https://www.i-d.cologne/id-cologne/

Nagelbombenanschlag, Birlikte und Mahnmal

© Ulf Aminde

Am 9.6. 2004 zündeten Mitglieder des selbsternannten »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) in der Keupstraße eine Nagelbombe. Durch die Detonation wurden 22 Menschen verletzt, vier von ihnen schwer. Jahrelang gingen die Ermittler*innen von einer „Milieustraftat“ aus. Bis sich der NSU 2011 selbst enttarnte, mussten Geschäftsleute und Anwohner*innen mit Verdächtigungen und Vorurteilen leben. Nur einen Tag nach dem Attentat erklärte der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD): "Die Erkenntnisse, die unsere Sicherheitsbehörden bisher gewonnen haben, deuten nicht auf einen terroristischen Hintergrund, sondern auf ein kriminelles Milieu." Der Anschlag und die nachfolgenden einseitigen Ermittlungen und Medienberichte, die lange Zeit die Anwohner*innen selbst verdächtigten, haben zu Misstrauen und Isolation geführt. Auch wenn die Keupstrasse zwanzig Jahre später wieder vielfältig und lebendig ist, halten einige Verletzungen bis heute an.[1] [2]

Als Zeichen der Solidarität und der Erinnerung fand im Juni 2014 auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs und in der Keupstraße das erste Birlikte-Festival unter dem Motto „Zusammenstehen“ statt. 2015 („Zusammenleben“) und 2016 („Zusammenreden“) gab es Fortsetzungen mit anderen Formaten und in den darauffolgenden Jahren Gedenkveranstaltungen am Jahrestag des Anschlags. 2024, zum 20. Jahrestag, wurde ein großes Gedenk- und Kulturfest veranstaltet. Das Programm ermöglichte durch Gesprächsformate, Führungen, Musik- und Theaterbeiträge sowohl Räume der Erinnerung als auch ein festliches Beisammensein. Auf einer Bühne gab es Wortbeiträge von Betroffenen, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.[3]

Nach der Selbstenttarnung des NSU Ende 2011 wurde in Köln erstmals die Forderung nach einem Gedenkort in direkter Nachbarschaft zur Keupstraße laut. Im Dezember 2015 beschloss der Rat der Stadt, „in der Keupstraße beziehungsweise in ihrer unmittelbaren Nähe ein Denkmal zu errichten". Eine Jury, darunter auch Bewohner*innen der Keupstraße, Betroffene der Bombenanschläge und Stadtteilinitiativen, entschieden sich einstimmig für den Entwurf des Berliner Künstlers Ulf Aminde: Ein interaktiven Gedenkort, an der Ecke Keupstraße / Schanzenstraße. Doch was so hoffungsvoll begann, geriet alsbald ins Stocken. Es dauerte weitere sechs Jahre, bis der Rat der Stadt Köln am 9. November 2021 die Errichtung des Mahnmals in Sichtweite des Friseursalons, wo 2004 die Bombe explodierte, beschloss und das NS-Dokumentationszentrum damit beauftragte, gemeinsam mit Betroffenen, Initiativen und dem beauftragten Künstler ein Konzept dafür zu entwickeln.[4]

Das geplante Denkmal setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Der bauliche Teil besteht aus einer 6m x 24m-großen Betonbodenplatte, die den Grundriss des Frisörsalons nachbildet, vor dem die Nagelbombe explodierte. Das virtuelle Haus, welches über eine digitale Oberfläche abrufbar ist, zeigt Filme sowie Informationen und Statements, die an den Anschlag erinnern und Hintergründe erläutern. An dem virtuellen Teil wird derzeit intensiv gearbeitet, erste Inhalte und eine Website entstehen.[5]  Das breit besetzte Kuratorium, das an der Auswahl der Filme beteiligt ist, hat seine Arbeit aufgenommen.

Das Gelände, auf dem das Denkmal errichtet werden soll, ist im Besitz der Immobiliengruppe Gentes. Der „Platz für alle“ mit dem Mahnmal ist in der Planung für die Bebauung des Geländes an der Ecke Keupstraße / Schanzenstraße fest integriert. Wann mit den Bauarbeiten begonnen wird, ist derzeit weiterhin offen. Auf der Website von Gentes heißt es jedenfalls euphemistisch: „Ein Projekt mit Verantwortung, entwickelt im Dialog und mit Respekt. Im Spiegel der Symbolkraft des Ortes, gewachsen am Diskurs mit der Nachbarschaft.“[6]

 

[1] https://www.schauspiel.koeln/spielplan/birlikte-koeln/

[2] https://taz.de/20-Jahre-Nagelbombenanschlag-in-Koeln/!6013126/

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Birlikte

[4] https://herkesinmeydani.org/hintergrund/mahnmal-keupstrasse

[5] https://mahnmal-keupstrasse.de/

[6] https://www.gentes-gruppe.de/projects/schanzenstrasse/

 

Mülheim-Nord

Das Dorf in der Stadt

Festival Miteinander- Füreinander 2017 © Sozialraumkoordination

Mülheim-Nord ist ein historisch gewachsener Stadtteil und erstreckt sich zwischen Markgrafenstraße und Rhein, bis hoch zur Bahntrasse an der Steinkauler Straße. Das Gebiet entstand nach der Gründung des Carlswerks an der Schanzenstraße um 1873, der darauffolgenden Ansiedlung vieler weiteren Industrien nach Mülheim und dadurch wachsenden Einwohnerschaft. In den Gründerzeithäusern fanden die Angestellten der umliegenden Industrien günstigen Wohnraum. Von Anfang an war die Geschichte Mülheims von Migration und dem Zusammenleben verschiedener Nationen geprägt. [1] (Vgl. Geschichtswerkstatt, 2023)

Heute zeichnet Mülheim-Nord eine große Bandbreite an sozialen Einrichtungen und starke bürgerschaftliche Vernetzung und Engagement aus. Zahlreiche Vereine, Initiativen, Einrichtungen, Schulen und Kitas setzen sich für ein soziales Miteinander und gutes Zusammenleben im Quartier ein.

(Dazu zählen der Don-Bosco-Club, Wir im Nordquartier e.V., ISS Netzwerk, die Geschichtswerkstatt, interKultur e.V., SSM, CSH gGmbH, um nur einige zu nennen.)

Mülheimer*innen beschreiben ihr Quartier als lebendigen Wohnort, diverse Gegend, als Dorf in der Stadt. Alle wichtigen Versorgungsmöglichkeiten sind in der Nähe und die Anbindung ist gut. Gleichzeitig wird viel Verbesserungspotenzial gesehen: Sauberkeit und Sicherheit werden dabei häufig genannt. Viele wünschen sich Plätze für Begegnung, Orte der Vernetzung und des Austauschs, mehr Grünflächen, eine verbesserte Verkehrsführung und Radwege sowie mehr Wohnraum.[2]

 

[1] Geschichtswerkstatt Mülheim (Hrsg.), Mülheimer Straßengeschichte(n), 2023

[2] Aktivierende Befragung, COD GmbH, 2023/24

Berliner Straße

Marktplatz Berliner Straße ©Sozialraumkoordination

Hauptachse des Gebiets ist die belebte Berliner Straße. Entlang der Straße finden sich neben vielen Geschäften und Restaurants, einigen Wettbüros und leerstehenden Ladenlokalen der Marktplatz und der Bürgerpark, die die Mittelpunkte des Quartiers bilden. Am Marktplatz fällt insbesondere die, in Köln einzigartige, Überdachung aus den 1990er Jahren ins Auge. 2x wöchentlich findet hier ein Wochenmarkt statt. Darüber hinaus dient er als einer der wenigen öffentlichen Plätze im Gebiet als Aufenthaltsort für Anwohner*innen jeden Alters und wurde in einer Befragung der Sozialraumkoordination von Kindern als Wohlfühlort bezeichnet. [1]

Zitat: „Am Nettopark kann man eigentlich alles machen: Chillen, Freunde treffen, Fußball spielen. Es stört niemanden, wenn wir laut sind“ (8-jährige, Wohnhaft Berliner Straße)

Nach und nach beleben auch Flohmärkte und Veranstaltungen den Platz außerhalb der Marktzeiten. Der direkt anliegende Kulturbunker setzt mit einem umfangreichen Programm soziokulturelle Akzente im Quartier und darüber hinaus.  Die Nutzung des Platzes für unterschiedliche Zwecke und von unterschiedlichen Gruppen bringt Herausforderungen mit sich und führt auch zu Konflikten. Die Themen Sauberkeit, Parken und Aufenthaltsqualität beschäftigen Anwohnende und Initiativen. Im AK Marktplatz haben sich unterschiedliche Akteure zusammengeschlossen, um gemeinsam an der Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu arbeiten.

[1] Befragung „Wohlfühlorte und Kinder- und Jugendgesundheit, Sozialraumkoordination Mülheim-Nord/Keupstraße/Stammheim, 2020

Wohnen

Die gesamte Berliner Straße sowie der Bürgerpark wurden im Rahmen des Strukturförderprogramms MÜLHEIM 2020 saniert und aufgewertet, die Verkehrsführung verbessert. Seitdem finden sich im Bürgerpark Sitzgelegenheiten, ein Spielplatz und ein Bücherschrank. An der Mauer, die den Park einfasst, darf legal gesprayt werden. Das Bürgerhaus MüZe, betrieben von interKultur e.V. bietet Sozial- und Migrationsberatung sowie interkultureller Frauenarbeit. Einmal in der Woche findet hier die Lebensmittelausgabe der Tafel statt. Vielfältige kulturelle Angebote und Projekte gestalten das soziokulturelle Leben im Mülheim-Nord mit und ziehen Publikum über Mülheim hinaus an.  

Die Wohnstruktur im Gebiet ist divers. Ein Großteil der Gründerzeithäuser sind heute noch erhalten und die Nähe zu I/D Cologne und dem Carlswerk macht das Gebiet für Investoren attraktiv. Neubauten, Blockinnenbebauung und hochpreisige Sanierungen von Altbaubeständen führen zu höheren Mieten. Gentrifizierung, Verdrängung und bezahlbarer Wohnraum sind wichtige Themen im Gebiet. Initiativen setzen sich seit einigen Jahren dafür ein, dass in Mülheim-Nord, genau wie in Mülheim Süd-West, eine soziale Erhaltungssatzung erlassen wird. Ziel einer solchen Satzung ist es, Bewohner*innen vor Verdrängungsprozessen zu schützen, Luxussanierungen und nicht notwendige Modernisierungen zu verhindern. Bauliche Veränderungen und Umnutzungen benötigen dann eine besondere Genehmigung.

Hacketäuer Siedlung

Neben dem Altbaubestand gibt es einige Nachkriegsbauten und GAG-Wohneinheiten. Dazu zählt die Hacketäuer Siedlung, die eine bewegte Geschichte hat.

Auf dem Gelände zwischen Hacketäuerstraße, Von-Sparr-Straße und Tiefentalstraße wurde 1897 die Hacketäuer Kaserne fertiggestellt und beherbergte bis 1918 über 4000 Soldaten, die sogenannten „Hacketäuer“. Nach Ende des 1. Weltkriegs diente die Kaserne als Notunterkunft. 1936 zog die Wehrmacht in die Gebäude ein. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier sogenannte ‚displaced persons‘ untergebracht, insbesondere Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene und befreite KZ-Häftlinge. In den 1950er Jahren diente sie dann als Notunterkunft für Wohnungs- und Obdachlose. [1] Die Siedlung wurde in den 1960er Jahren als sogenannter „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet und bekam bundesweite Aufmerksamkeit. 1964 lebten hier 1800 Menschen, davon 1100 Kinder unter 15 Jahren unter schwierigen hygienischen und infrastrukturellen Verhältnissen dennoch oder vielleicht gerade deswegen entstand eine solidarische und selbstorganisierte Gemeinschaft. Soziale Träger und Einrichtungen siedelten sich im Auftrag der Stadt Köln an, um die Situation vor Ort zu verbessern. Die evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein engagiert sich vor Ort und arbeitet gemeinsam mit den Bewohner*innen an der Gestaltung. Innerhalb weniger Jahre entstanden durch ehrenamtliche Arbeit in fast allen Gebäudeblocks Versammlungs- und Veranstaltungsräume, Spiel- und Lernstuben sowie Interessensgemeinschaften.  Die CSH Christliche Sozialhilfe Köln wurde in dieser Zeit gegründet, und übernahm die soziale Arbeit vor Ort. Der gemeinwesenorientierte Ansatz, der sich entwickelt hatte, wurde in der Anfangszeit von der CSH nicht weiterverfolgt was in der Anfangszeit zu Konflikten mit der Bewohnerschaft führte. Die Gebäude wurden nach und nach durch GAG-Neubauten ersetzt. [2]

Mülheim-Nord ist weiterhin ein familien- und kinderreiches Quartier. Gutes Aufwachsen in Mülheim, das Aufbauen einer gelungenen Bildungsbiografie und das Zurecht-finden innerhalb des Bildungs- und Fördersystems von der Kita bis zur weiterführenden Schule, stellt für viele Familien eine Herausforderung dar. Praktiker*innen aus Kitas und Schulen, städtischen Dienststellen und Frühförderzentren arbeiten im AK Übergang daran, Bruchstellen bei Teilhabemöglichkeiten zu identifizieren und Lösungen für gelungene Übergänge zwischen Kita, Schule und weiterführende Schulen zu erarbeiten.

[1] Geschichtswerkstatt Mülheim (Hrsg.), Mülheimer Straßengeschichte(n), 2023

[2] Christliche Sozialhilfe Köln gGmbH (Hrsg.), 50 Jahre CSH, 2015

Stammheim

Stammheim

Stammheim ist ein ehemaliges Bauern- und Fischerdorf, das rechtsrheinisch, unmittelbar am Rhein gelegen ist. Geografisch ist der Stadtteil im Nordosten Kölns durch den Rhein und die B8 (Düsseldorfer Straße) umrahmt. Die dörflichen Strukturen, die den Stadtteil einst geprägt haben, lassen sich auch heute bei einem Gang durch Stammheim noch erahnen.

Stammheim ist ein gewachsener Stadtteil und durch viele Feste und Traditionen geprägt. Mit einem aktiven Bürgerverein und einer aktiven Schützenbruderschaft sowie einer großen Vereinskultur wird das Zusammenleben in Stammheim gestaltet und gepflegt.

Die Bau- und Wohnstruktur ist sehr divers: Misch- und Monostrukturen aus Blockbebauung mit Reihenhäusern und Geschosswohnungen, freistehender Einfamilienhausbau und dichte Mehrfamilienhäuser sowie denkmalgeschützte Gründerzeitbauten finden sich in Stammheim. Seit den 1960er Jahren ist Stammheim ein „GAG-Stadtteil“. Rund 1700 Wohnungen besitzt die GAG in diesem Stadtteil.

Aktuell leben in Stammheim rund 8340 (Stand 2019) Menschen unterschiedlicher Lebenslagen und -welten. Obwohl es keinen deutlichen Ortskern mit einem Platz oder einer Kirche gibt, bietet der Stadtteil an der Ecke Bonhoefferstraße/Gisbertsstraße möglichst dicht nahräumliche Versorgungsoptionen. Die gewachsenen Strukturen im Stadtteil, das rege Vereinsleben, die starke Identifikation vieler Stammheimer*innen mit ihrem Stadtteil sowie die hohe Partizipation am Gemeinschaftsleben bietet viel Potenzial für gelebte Nachbarschaft und Gemeinschaft.

Infrastruktur und Versorgungsmöglichkeiten

 Stammheim ist über die B8 zu erreichen. Der Stadtteil wird außerdem über mehrere Buslinien erschlossen, die ihn u.a. mit den Stadtteilen Köln-Mülheim, Köln Flittard (Buslinien 151, 152, 153) und Köln-Dünnwald (Buslinie 155) verbinden. Darüber hinaus gibt es seit 1991 einen S-Bahn Anschluss (S6 Köln Stammheim).

Folgende Versorgungsmöglichkeiten bietet Stammheim

Sparkasse und Volksbank, 7 Gaststätten, 1 Café+ Buchladen, 2 Eiscafés, Supermärkte (Netto, Rewe, Lidl, Aldi, Penny), 2 Bäckereien, 2 Apotheken, mehrere kleine Handwerksbetriebe, 4 Kitas, 2 Grundschulen, 1 Berufskolleg, 2 Spotvereine: TUS Stammheim und Kanusport Stammheim, 1 Jugendzentrum, Wochenmarkt donnerstags (Ricarda-Huch-Straße/Bonhoeffer-Straße), 6 Ärzte, diverse soziale Einrichtungen, katholische und evangelische Kirchengemeinschaften.

Öffentliche Räume und Akzente im Stadtteil

Der Stammheimer Schlosspark (ohne Schloss), der sich direkt am Rhein befindet, ist die grüne Lunge des Stadtteils. Als Wohlfühloase bietet der Park viel Erholung mit Blick auf das Niehl/Riehler Rheinufer auf der gegenüberliegenden Seite. Außerdem befindet sich im Park eine große Skulpturenausstellung. Die Spazierwege des Schlossparks sind mit zahlreichen Objekten moderner Kunst umstanden. Im Schlosspark befindet sich außerdem das Ulrich-Haberland Haus, das seit vielen Jahren leer steht. Gebaut wurde es 1952 als Altenheim von den Bayer-Werken. 1983 übernahm die Stadt das Haus, das schließlich bis 2011 als Studentenwohnheim genutzt. Seitdem steht es leer. Vergabeverfahren, die eine neue Wohnnutzung ermöglichen, konnten bislang mit dem Hinweis auf die nahe Kläranlage nicht umgesetzt werden. U.a. kämpft der Bürgerverein Stammheim seit über 10 Jahren dafür, dass Haus einer neuen Nutzung zuzuführen, da es durch die vielen Jahre des Leerstandes dem Verfall begriffen ist.

Die Egonstraße ist eine Siedlung mit zahlreichen kleinen – bunkerartigen – Häusern, die nach dem Krieg entstanden sind. Seit vielen Jahren besteht Streit um den Erhalt der Siedlung, da die Stadt Köln die Häuser aufgrund ihrer Baufälligkeit und der Nähe zum Großklärwerk Stammheim nicht erhalten möchte. Die IG Egonstraße und viele Mitstreiter*innen kämpfen seitdem öffentlichkeitswirksam für den Erhalt der Siedlung.

Der Wasserturm ist ein Relikt aus alten Zeiten und seit 1980 denkmalgeschützt. Aktuell wird der Turm saniert und zu einem noblen, hochpreisigen Wohnumfeld umgebaut:

Link: https://www.cologne-project.de/

Obwohl es keinen deutlichen Ortskern mit einem Platz oder einer Kirche gibt, lässt sich die Kreuzung Bonhoefferstraße/Gisbertsstraße als kleiner Mittelpunktort im Quartier beschreiben. Hier sind Güter des täglichen Bedarfs verdichtet vorzufinden (u.a. Apotheke, Bäckerei, Volksbank, Café Lichtblick+ Buchladen, Stadtteilbüro).

Stammheimer Kunst- und Kulturmeile

Einmal jährlich wird die Stammheimer Kunst- und Kulturmeile veranstaltet. Künstler*innen aus dem Stadtteil stellen ihre Arbeiten vor. Es findet eine Belebung des öffentlichen Raums durch Kunst und Kulturaktionen statt.

 Stadtteilbüro

Das Stadtteilbüro Stammheim ist ein Beratungs- und Hilfsangebot für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Es steht allen Menschen offen. Hier kommen die Kontaktmöglichkeiten des Stadtteilbüros:

Adresse:  Bonhoefferstraße 13, 51061 Köln Stammheim,

Tel.: 0221 9337737,

Mail: stadtteil-stammheim@netcologne.de