Mülheim in der Rheinprovinz
Seit 1815 ist Mülheim Sitz des neu gebildeten Kreises Mülheim in der Rheinprovinz und wird inoffiziell als Industriestadt bezeichnet.
Während der Industrialisierung begann die Siedlungsentwicklung um 1850 mit den Arbeitervierteln um das Carlswerk und den Böckingpark. 1851 eröffnete die Bleiweißfabrik „Lindgens & Söhne“ ihr Werk im Mülheimer Süden. 1872 wurden die Schamottefabrik „Martin & Pagenstecher“ sowie das Walzwerk „Böcking & Cie“ eingeweiht. 1874 begann die Drahtseilerei „Felten und Guilleaume“ ihre Produktion. Durch die Eisenbahnverbindung zwischen Deutz und dem Ruhrgebiet und später zwischen Minden und Berlin wuchsen Wirtschaft und Bevölkerung stark. 1845 lag die Einwohnerzahl bei 5000, 1900 bei 45.000 Menschen.
1901 erhielt Mülheim am Rhein die offizielle Anerkennung als „Stadt“ mit eigenem Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Steinkopf. In seiner Amtszeit wurde 1908 eine Eingemeindungskommission gewählt, die einen 15 Punkte Katalog an Köln erstellte: man forderte den Neubau eines Gymnasiums, eines Amtsgerichts, einer neuen Rheinbrücke, einer Markthalle, einer Straßenbahnverbindung nach Bergisch Gladbach und Kalk sowie eine Müllverbrennungsanlage (Quelle: KSTA 2014). Der Kölner Oberbürgermeisetr Max Wallraf lehnte den Forderungskatalog als zu teuer ab und Berhard Clostermann wurde neuer Bürgermeister von Mülheim.
Bereits 1909 verlangte der Kölner Regierungspräsident neue Verhandlungen zur Eingemeindung. „Die Finanzlage Mülheims hatte sich inzwischen stark verbessert, viele der geforderten Baumaßnahmen hatte Mülheim selbst umgesetzt. Eine Städtehochzeit schien aus Kölner Sicht verlockender denn je. Aber es half alles nichts: Auch die zweite Verhandlungsrunde scheiterte an finanziellen Streitigkeiten. (vgl. KSTA 2014)“.
Im Jahr 1910 folgt die Eingemeindung von Kalk und der Gemeinde Vingst. Bei einer Eigenständigkeit wäre Mülheim zur Stadt in der Stadt geworden.
Erst 1913 einigte sich Köln und Mülheim, durch die Vermittlung des Regierungspräsidenten. Bürgermeister Clostermann beschwor die städteverordnetenversammlung: „Nur diese Vereinigung kann die Rivalität auf den verschiedenen wirtschaftlichen und kaufmännischen Gebieten – denken Sie nur an die Häfen – beseitigen und diese Gebiete wirklich nutzbringend für die Allgemeinheit gestalten und herausbilden“. Seiner Rede folgte die Zustimmung der drei Mülheimer Parteien, Gegenstimmen gab es keine.
Im neu aufgelegten 5 Punkte Plan stellte Mülheim nun folgende Forderungen:
- Ersatz für die Schiffsbrücke,
- der Erhalt der Mülheimer Gottestracht,
- Steuergleichheit,
- Bestand von Verwaltungsstellen und
- Bestand der Sparkasse
Mülheim wird nach Köln eingemeindet.
Im Juni 1914 beschlossen die Stadtverordneten beider Städte den Eingemeindungsvertrag rückwirkend auf den 1.4.1914.
Die Kölnische Zeitung schreib: „Die Nachbargemeinden Mülheim und Merheim haben ihre Selbstständigkeit verloren und sind dem mächtigen Körper des alten und doch ewig jungen, ja jeden Tag von neuem sich verjüngenden Kölns angegliedert worden.“
Das Mülheimer „Komitee zur Abwehr der Eingemeindung“ kämpfte bis zum Vertragsabschluss vergeblich, den Vereinigungsvertrag zu verhindern. Vor allem der Mittelstand war gegen den Beitritt. Er fürchtete, dass Mülheim seine Zentrumsfunktion verliert (vgl. KSTA 2014).
Text von Nadja Oertel
verwendete Textquellen:
Kölner Stadtanzeiger, (2014): https://www.ksta.de/koeln/muelheim/-koeln-muelheim-100-jahre-nach-der-eingemeindung-2621390 (abgerufen am 26.2019).
Wikipedia Köln- Mülheim (2019): https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BClheim_(K%C3%B6ln) (abgerufen am 26.2019).
Stadt Köln (2015): https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf15/starke-veedel/integriertes_handlungskonzept_nach_schlusszeichnung_ob.pdf (abgerufen am 26.2019).